Keine weitere Gemeinschaftsschule gründen!

Rede in der BVV am 15. November 2012

Sehr geehrter Herr Bezirksverordnetenvorsteher, sehr geehrte Bezirksverordnete, 

um es gleich vorwegzunehmen: Wir sind für Pluralismus innerhalb der Schullandschaft. Wir sind für die freie Wahlmöglichkeit zwischen verschiedenen Schulmodellen. Für diese Wahl ist es erforderlich, dass mehrere Schulformen, ob in freier oder öffentlicher Trägerschaft, mit den gleichen Voraussetzungen existieren.  Die flächendeckende Umstrukturierung der Schullandschaft im Bezirk, die unter dem Deckmantel vermeintlicher Chancengleichheit große Mengen an Investitionsmitteln verschlingt, während andere Schulstandorte lange auf dringend benötigte Mittel warten, ist nach unserer Ansicht der falsche Weg.

 

Auch wir wollen keine Restschulen in unserem Bezirk.

Gerade kürzlich stellten Wissenschaftler wieder einmal eine Studie vor, die die Kompetenzen von Schülerinnen und Schülern am Ende der vierten Jahrgangsstufe in den Fächern Deutsch und Mathematik erfasste. Die Wissenschaftler testeten rund 27.000 Viertklässler an mehr als 1300 Grund- und Förderschulen. Schwerpunkte der Tests waren das Lesen, Schreiben, Rechnen und Zuhören. Eigentlich hatten wir es schon vorher gewusst: Bayern lag wieder einmal vorn, während die Stadtstaaten Bremen, Berlin und Hamburg vergleichsweise schlecht abschnitten.

Die Studie zeigt, wie stark der Schulerfolg noch immer von der Herkunft eines Kindes abhängt. In Berlin und Hamburg etwa haben Kinder aus bessergestellten Familien einen Lernvorsprung von über einem Jahr. Jedoch reichen Kinder aus besser gestellten Familien nicht an den Bundesdurchschnitt heran.

Die Studie verrät allerdings nicht: Warum liegen bestimmte Bundesländer regelmäßig vorn? Warum liegen andere, und darunter regelmäßig Berlin, immer hinten? Wie viel Einfluss hat es beispielsweise, dass bayerische Kinder und ihre Eltern schon während der vierten Klasse sich um einen Platz am Gymnasium Sorgen machen, während die Berliner sich damit bis zu sechsten Klasse und darüber hinaus Zeit lassen können?

Gegen die Gemeinschaftsschule spricht, dass sich Kinder oft nur auf einem mittleren Niveau entwickeln können und Länder mit Formen von Gemeinschaftsschulen nicht die Spitze in den Bildungsvergleichen bilden. Außerdem ist an einigen Standorten im Bezirk noch immer für viele Eltern nicht die Frage geklärt: Wie geht es weiter nach Klasse 10?

Ein individualisierter, auf die kindliche Persönlichkeit ausgerichteter Unterricht ist nicht von einer Strukturdebatte abhängig, sondern von Lehrkräften und Erzieherinnen sowie Erziehern, die ihr Handwerk verstehen, die sich in unserer schnelllebigen Zeit nicht ständig auf neue Reformen einstellen müssen, sondern die Zeit in ihre eigene Qualifikation stecken, damit ein qualitativ guter Unterricht stattfinden kann.

Für die Vielfalt im Bezirk gehören neben den Grundschulen, die Förderzentren, Sekundarschulen und Gymnasien. Letztere müssen sich aus unserer Sicht auf den Weg machen, einen binnendifferenzierten, am Schüler orientierten Unterricht anzubieten. Dazu gehört jedoch auch, dass wir es zulassen, die Idee eines weiteren grundständigen Gymnasiums im Bezirk zu fördern.

Die fehlenden Sekundarschulplätze im Bezirk hätten aus Sicht der CDU-Fraktion auch am Standort einer eigenständigen Schule bereitgestellt werden können. Darum werden wir als CDU-Fraktion gegen den Antrag auf Einrichtung einer weiteren Gemeinschaftsschule stimmen.

Cornelia Flader, stellv. Fraktionsvorsitzende und
schulpolitische Sprecherin

CDU-Fraktion in der Bezirksverordnetenversammlung Treptow-Köpenick von Berlin Verantwortlich: Wolfgang Knack Telefon 0172-9705319, Telefon 030-5337725 (CDU-Fraktionszimmer) wolfgang.knack@t-online.de

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